SINNvoll Lernen – Tschumi‘s In/Between als Vision zur Teilhabe am öffentlichen Raum
Der Neu-Entwurf der Sonderschule für Blinde und Sehbehinderte beschreibt multisensorisch wahrnehmbare Möglichkeitsräume, als Ergänzung zu den Wohn- Lebens- und Lernräumen.
Die Schulung der Sinne sowie die Restsinnschulung zeichnen die „besondere Schule“ aus. Der eingeschränkte Sehsinn bedarf spezieller Fördermaßnahmen, die vor Ort angeboten werden müssen, um die SchülerInnen möglichst auf ein selbstständiges Leben nach beziehungsweise außerhalb der Schule vorzubereiten. Wie die Entwicklung der Innsbrucker Blindenschule zeigt, steht nicht mehr die gesellschaftliche Ausgrenzung auf Grund von Behinderungen, wie sie in den vergangenen Jahrhunderten dominant war, sondern der Wunsch der Teilhabe am Leben in der Gesellschaft immer mehr im Mittelpunkt. Mit dem Verlassen der Landeshauptstadt macht die Schule für mich einen weiteren Schritt in Richtung Unsichtbarkeit, in Richtung Absonderung. Durch die Einbindung in den urbanen Raum und somit in das öffentliche Geschehen entstehen neue Chancen der Interaktion und Inklusion.
Augenscheinlich setzt sich die Schule aus einer Vielzahl von gegliederten Bereichen zusammen und ist somit nicht nur als eine Aneinanderreihung von Klassenzimmern zu verstehen. Analog zum „electronic roof“ von Bernard Tschumi werden die Baukörper durch eine Hülle programmatisch vernetzt. Die Hülle schafft Zwischenräume die als Möglichkeitsräume zu verstehen sind und dient als Rahmen für das Leitsystem, welches multisensorisch durch den Einsatz von Sinnesreizen die Wahrnehmung unterstützt. Durch die Umhüllung werden sie an diesen Ort gebunden, miteinander in Kontext gebracht und legen die Basis für Gedächtnismuster der Orientierung.
Der bewusste Einsatz der Sinnesreize beschreibt die Variation der (Lern-) Atmosphäre dieses Gebäudes. Sie haben Wiedererkennungswert und sind dadurch Mittel zur Orientierungshilfe und füllen den Raum dazwischen. Möglichkeitsräume werden zu Lernorten und Atmosphäre wird somit gelernt.
Betrachtet man nun die Sonderschule und ihre verschiedenen Bereiche, so steckt aus meiner Sicht in den Räumen dazwischen bislang ungenütztes Potential. In diesen Zwischenräumen kann alles entstehen – sie sind Möglichkeitsräume.
2022
Lorenz Pammer
Supervisor: Eric Sidoroff