In den zwei-wöchentlichen Diskussionsrunden nähern wir uns der Mensch – Raum Beziehung mittels ausgewählter Themen.
12.03.2021 10:00 Uhr
Michele De Lucchi: The Making of: Creativity
Moderation: Gabriela Seifert, Clemens Plank, Robert Veneri
Michele De Lucchi hinterfragt alles, was er macht und entwirft. Er beschäftigt sich intensiv mit der Welt, die ihn umgibt und hat radikale Architektur- und Designbewegungen wie Cavart, Alchimia und Memphis mitgegründet. „Ich gebe mich nicht damit zufrieden, dass Dinge schon immer so getan wurden. Ich will wissen, was im Einzelnen dahintersteckt, was möglich ist“, hat de Lucchi einmal gesagt.
Seine intellektuelle Ernsthaftigkeit wird kontrastiert von seiner Liebe zu Farben und verspielten Formen, seiner Lust an Fantasie und Kreativität, die sich etwa in seinen Memphis-Entwürfen widerspiegelt. Dabei ist sein wohl erfolgreichster und bekanntester Entwurf, die Tolomeo-Leuchte, die er eigentlich für sich selbst designte, ausgesprochen funktional und reduziert.
Michele de Lucchi hat nicht nur ein Faible fürs Zeichnen und trägt ständig sein Zeichenbuch mit sich, sondern er ist auch fasziniert von neuen Technologien und hat als Chefdesigner von Olivetti eine ganze Reihe technischer Geräte gestaltet. Er sieht Technologie als Chance, eine bessere Umgebung fürs menschliche Leben zu gestalten. Der Architekt und Designer setzt sich engagiert für mehr Nachhaltigkeit ein. Das gilt nicht für fürs Produktdesign, sondern auch für die Gesellschaft, er plädiert für ein produktiveres, nachhaltigeres Miteinander.
Heute verbindet de Lucchi in seinen Arbeiten Industrie und Handwerk. „Die Industrie braucht Handwerk und das Handwerk braucht die Industrie“, sagt er und hat mit seiner Frau die „Produzione Privata“ gegründet, die handgefertigte Produkte herstellt. Sie gibt ihm ohne Druck durch Auftraggeber den Rahmen für immer wieder neue Experimente, durch die er sich beständig weiterentwickeln kann.
Michele De Lucchi questions everything he makes and designs. He engages intensely with the world that surrounds him, has co-founded radical architecture and design movements such as Cavart, Alchimia, and Memphis. “I’m not satisfied that things have always been done this way. I want to know what exactly is behind it, what is possible, „de Lucchi once said.
His intellectual seriousness is contrasted by his love of color and playful forms, his lust for imagination and creativity, which can be found in his Memphis designs. His most successful and best-known design, the Tolomeo lamp, which is extremely functional and reduced, he actually designed for himself.
Michele de Lucchi has a faible for drawing and always carries his drawing book with himself, but he’s also fascinated by new technologies and has worked as chief designer for Olivetti where he designed a whole range of technical devices. He sees technology as an opportunity to create a better environment for human life. The architect and designer committs himself to more sustainability. This does not apply to product design only, but also to society, thus he advocates a more productive, more sustainable coexistence.
Today de Lucchi combines industry and craft in his work. „The industry needs craft and crafts need industry, „he says. With his wife they have founded „Produzione Privata“, which manufactures handmade products. That allows him freedom without pressure from clients and provides the framework for ever new experiments through which he can constantly develop further.
Terminplan und Gäste:
12.03.2021
Michele De Lucchi
Design: The Making of: Creativity
26.03.2021
Thomas Feuerstein, Art: An Artist’s View on Creativity
16.04.2021
Bob + Toshiko Brown, Arch/Art: Aspects of Interculturality/Anthropology
07.05.2021
Nora Gomringer, Poetry: Creative Language Building
14.05.2021
Fiona Zisch, Neuroscience
28.05.2021
Heribert Insam, Biology: Little Creatures
11.06.2021
Klaus Bollinger, Engineering: Creative Engineering
25.06.2021
Toni Schade (sonaar), Arch/Photo: All in One (image) – Creative Narrative
Allgemeines über Raumgestaltung:
Ein, wenn nicht das Thema der Raumgestaltung ist die Beziehung zwischen Mensch und Raum. Will man sich dem Thema im Detail nähern, findet man viele Ansätze, Konzept oder Thesen, die sich dieser Beziehung widmen. Auffallend dabei ist, dass sich die meisten Ansätze außerhalb des Architekturdiskures bewegen. Die Philosophie untersucht die Objekt/Subjekt Beziehung, in den Naturwissenschaften werden physikalische oder neurobiologische Modelle untersucht, in der Medizin geht es u.a. um neurologische und psychologische Ansätze, die Geisteswissenschaften arbeiten mit linguistischen, soziologischen oder kunsttheoretischen Theorien, die Kunst z.B. mit Setzung und Poesie. Natürlich ist diese Aufzählung unvollständig und ungenau. Sie lässt aber erahnen wie groß das wissenschaftliche Feld ist, das letztlich Fragen über die Realität/Wirklichkeit, die Subjekt/Objekt Beziehung, die Erfahrung, die Innen- und Außenwelt und die Beziehung von Wunsch und Vorstellung, Imagination und Ideen zu den Möglichkeiten der Vermittlung und Konkretisierung in Bilder, Artefakte und Situationen in verschiedenen, zunehmend hybriden Medien stehen. Im SS2020 haben wir uns hauptsächlich mit dem Thema der Wahrnehmung beschäftigt: nehmen wir die Welt so wahr, wie sie ist, besitzt jeder Mensch seine eigene Realität, was sind die Räume und das Bewusstsein des Kollektiven, wann haben wir es mit einem Individuum zu tun, wie lesen wir den Raum und was hat das mit gebauter und ungebauter Architektur zu tun
Special im Sommer Semester 2021:
Das SS2021 widmen wir dem Thema der Kreativität; ihren Bedingungen: ist Kreativität planbar, was braucht es um kreativ zu sein, Eigenschaften (an was erkennt man Kreativität, was macht eine gute Idee aus, Formen (Material, Medium, Kontext) und vor allem: das Unerwartete, die guten (und manchmal bösen) Überraschungen, die Freude am Hervorbringen an sich und den seltenen Quantensprüngen, der Entdeckung von gestalterischem Neuland, das sich hinter all dem Wissen, der Geschichte, der Natur, der Wissenschaft, der Kunst und dem Leben verbirgt.